3.5 Lösungen bewerten

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Hier geht es um die Gegenüberstellung und - möglichst quantifizierte - Bewertung von Vorzügen und Nachteilen verschiedener Lösungsmöglichkeiten.

Einführung

Stehen verschiedene Lösungen zur Auswahl (entgegen der Lehrmeinung braucht diese Vielfalt keineswegs in jedem Fall künstlich erzwungen zu werden), stellt sich die Frage nach der richtigen Wahl. Hier kommen Verfahren zur – möglichst quantitativen – Bewertung zum Einsatz. Die Bewertung sollte dabei möglichst umfassend alle Parameter (Kosten, Nutzen, Umweltvertäglichkeit, Zeit, Risiken usw.) mit der richtigen Gewichtung berücksichtigen.

Die Verfahren zur Bewertung der wirtschaftlichen Grössen in Projekten sind in Abschnitt B 5.6 beschrieben.

Nutzwertanalyse

Für die Bewertung der qualitativen Grössen eignet sich die Nutzwertanalyse. Dabei werden die verschiedenen Lösungsvarianten einander mittels gewichteter Bewertungskriterien gegenübergestellt.



Abb. C 3.9 Nutzwertanalyse im Projekt AutoNova

Download Vorlage Nutzwertanalyse.xls

Im ersten Schritt des Bewertungsverfahrens werden die Bewertungskriterien erarbeitet. Wurde die Projektzielsetzung seriös erarbeitet, lassen sich die Kriterien mühelos aus den Zielen ableiten. Auch der zweite Schritt, die Gewichtung der Kriterien, lässt sich aus den gewichteten Zielen ermitteln. Nun wird der Erfüllungsgrad der verschiedenen Lösungsvarianten in Bezug auf die verschiedenen Kriterien ermittelt, die Lösungen also benotet (z.B. von 1, tiefster Wert, bis 5, maximaler Wert). Die Multiplikation der Noten mit den Gewichten führt zum gewichteten Nutzwert der einzelnen Kriterien, die Summierung dieser Werte über alle Kriterien zu einer Gesamtaussage über den Nutzwert der Lösung.

Die Empfindlichkeit des Bewertungsmodells (und damit dessen Aussagekraft) kann durch Variation der Parameter überprüft werden (Sensitivitäts-Analysen). Der Unterschied von rund 10% zwischen den beiden Varianten bei AutoNova legt eine solche Betrachtung nahe. Werden beispielsweise das Kriterium «Arbeitskräftepotenzial» stärker, die Kostenaspekte (Landpreise und Steuerbelastung) schwächer gewichtet, wird der Unterschied bald gegen 0 schrumpfen.

Landpreise und Steuerbelastung sind Kriterien, die in die Wirtschaftlichkeitsberechnung einfliessen können. Gelingt diese Quantifizierung, kann es sinnvoll sein, die Kriterien aus der Nutzwertanalyse herauszuhalten und lediglich in der Wirtschaftlichkeitsrechnung auszuweisen. Die Abgrenzung von quantitativen und qualitativen Zielen und Bewertungskriterien stellt sich dabei immer wieder als anspruchsvoll heraus.

Nutzwertanalysen liefern wertvolle Anhaltspunkte für die Beurteilung verschiedener Lösungsvarianten. Sie machen Stärken und Schwächen der Lösungen transparent und ermöglichen eine sachliche Diskussion über Vor- und Nachteile. Vor einer Übernahme der Punkte-Resultate ohne weitere Reflexion ist hingegen dringend abzuraten. Das Resultat der Nutzwertanalyse ist von vielen subjektiven Faktoren und Nichtlinearitäten geprägt.