3.4 Lösungen erarbeiten

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Im Vordergrund der Lösungssuche stehen die Kreativitätstechniken.

Varianten nicht um jeden Preis

In manchen Projekten liegt die Lösung auf der Hand und erfordert keine breit angelegte Variantensuche und Auswahl. Vor allem bei Kundenprojekten, die nach einem weitgehend vordefinierten Muster ablaufen, lassen sich der Weg und die Lösungssuche nur in einem engen Bereich variieren. Je innovativer hingegen das Projekt, desto wichtiger wird die Kreativität bei der Lösungserarbeitung. Vor allem bei Entwicklungs- und bei Organisationsprojekten ist die Bandbreite möglicher Lösungen meist gross.

Brainstorming

Das Brainstorming gilt als die am meisten verbreitete Kreativitätstechnik. Sie eignet sich in der Frühphase des Projektes in der speziellen Form des Start-Brainstormings. In den anschliessenden konzeptionellen, gestaltenden Phasen (insb. Vorstudie, Konzept) unterstützt das Brainstorming die Suche nach Lösungen. Das Brainstorming findet im Gruppenrahmen statt. Die wichtigsten Regeln zum Brainstorming sind in der nachfolgenden Checkliste zusammengestellt. Der ebenfalls häufig geforderten Beschränkung der Brainstorming-Dauer, beispielsweise auf zehn Minuten, kann der Autor nicht folgen. Ein Brainstorming kann, wie etwa beim Start-Brainstorming, mehrere Begriffe umfassen und dabei durchaus eine halbe Stunde oder auch länger dauern. Relevant für die Dauer ist einzig, wie lange die Ideen fliessen. Abzubrechen, während noch Substanz entsteht, wäre töricht.

Beispiele geeigneter Themen für ein Brainstorming zur Lösungssuche sind:

  • der Produktname für hyperWeb
  • innovative Marketing-Ideen für die Kunstausstellung
  • weitere Verwendungsmöglichkeiten von TopTune
  • Ideen für ergänzende Produkte oder Dienstleistungen der Cafeteria
  • Massnahmen zur Kostensenkung in einem Rationalisierungsprojekt.

Die Kraft des Brainstormings ist immer wieder verblüffend. Wer daran zweifelt, dem sei folgende Probe aufs Exempel empfohlen: das Brainstorming vor der Durchführung im Team als «persönliches Brainstorming» durchführen. Mit den gesammelten eigenen Ideen ins «richtige» Brainstorming gehen. Der Effekt dürfte jeden Brainstorming-Skeptiker zum vehementen Befürworter bekehren!



Abb. C 3.7 Brainstorming-Regeln

Download C 3.7.doc

Brainwriting

Die Methode 635 kann als spezifische Form des sog. «Brainwriting» bezeichnet werden. Sechs Teilnehmer schreiben je drei Ideen auf ein Blatt Papier. Nach fünf Minuten wird das Blatt an den Nachbarn weitergegeben. Wiederum werden drei Ideen notiert – unter Berücksichtigung der Ideen des Vorgängers. Die Weitergabe erfolgt fünf-mal. Selbstverständlich kann diese Methode auch mit weniger oder mehr Teilnehmern eingesetzt werden. Häufig ist die Brainstorming-Methode die nahe liegendere und informellere, weshalb das Brainwriting viel seltener eingesetzt wird. Der Versuch, diese Form auszuprobieren, dürfte sich aber lohnen, vor allem bei Personen, die sich in einem Brainstorming eher zurückhalten.

Eine einfachere Methode des Brainwriting besteht darin, mehrere Teilnehmer ihre Ideen auf Kärtchen notieren zu lassen, diese anschliessend an der Pin-Wand zu ordnen, gemeinsam zu besprechen und weiterzuentwickeln.

Zielsetzungs-Brainstorming

Anstatt das Brainstorming oder Brainwriting nur ganz allgemein – zum Projekt insgesamt – durchzuführen, kann es sehr effektiv sein, dieses wesentlich differenzierter einzusetzen. Eine Möglichkeit besteht darin, das Brainstorming an der Projektzielsetzung festzumachen. Dabei wird jedes Projektziel als Aufhänger für ein Brainstorming verwendet. So dürfte bei der Kunstausstellung das Ziel, möglichst viele Besucher an die Ausstellung zu bewegen, ganz konkrete, wirkungsvolle Marketingmassnahmen hervor bringen. Und das Ziel „Den Besuch zu einem Erlebnis machen“ könnte zur Idee führen, die Ausstellung mit einem Konzert zu verbinden oder auch kulinarische Genüsse zu bieten. Ein weiterer, sehr wirkungsvoller Ansatz besteht darin, das Brainstorming auf die Subsysteme oder einzelne Aspekte zu beziehen. Bei hyperWeb könnten dies zum Beispiel das Marketingkonzept, inhaltliche Ideen für die zu erstellende Website oder ein Brainstorming zur Gewinnung von VIPs sein.

Morphologischer Kasten

Als Methode relativ bekannt, wenngleich nicht sehr oft eingesetzt, ist der Morphologische Kasten. Dieser dient der systematischen Suche nach Lösungsvarianten: Jede Kombination von Varianten der verschiedenen Parameter stellt eine mögliche Lösung dar. Im Beispiel werden innovative Lösungen für die Kunstausstellung gesucht.



Abb. C 3.8 Morphologischer Kasten für die Kunstausstellung

Das Vorgehen:

  1. Problem definieren, abgrenzen (häufig nur ein Teil des Gesamtprojektes)
  2. Relevante Parameter festlegen
  3. Ausprägungen der Parameter bestimmen
  4. Lösungsvarianten aufzeigen (Linienzug).

"Duden-Kreativität" / Reizwortanalyse

Eine Methode, die der Verfasser für sich selber «entwickelt» und bereits mehrfach erfolgreich eingesetzt hat, ist die so genannte «Duden-Kreativität». Sie ist simpel, produziert indessen höchst interessante Effekte und Einfälle. Man wähle eine beliebige Seite im Rechtschreibe-Duden (z.B. die erste Seite des A) und lese die Begriffe einzeln durch. Bei jedem Begriff verweilt man eine gewisse Zeit und versucht, Assoziationen zu finden, die im Zusammenhang mit der eigenen – geschäftlichen, aber auch privaten – Situation stehen. Fällt einem nichts ein, kommt der nächste Begriff dran. Eine Duden-Seite reicht für ca. eine halbe Stunde. Der Duden enthält also Material für viele solcher Kreativitätssitzungen!

Das Beispiel von TopTune, das im Abschnitt B 2.1 beschrieben ist, entstammt tatsächlich dieser Kreativitätsmethode und hat inzwischen zur Kreation eines Akustik-Logos für das Unternehmen des Verfassers geführt, das es bislang jedoch erst auf dessen Desktop geschafft hat … Etwas später erst erfolgte die Begegnung mit der Reizwortanalyse, einer etwas spezifischeren Form dieser Methode.